Beitrag Raoul Meyer zum Thema: Christsein und Politik

Christsein und Politik

von Raoul Meyer

 

Kann man als Christin, als Christ, überhaupt eine Politikerin, ein Politiker sein?  Ist das politische Geschäft nicht grundsätzlich intransparent? Überraschend klar äussert sich dazu Gottes Wort: In der Bibel präsentiert sich Gott selbst als den ersten Politiker überhaupt.  Hat er doch, um Ordnung in Seiner Schöpfung zu gewährleisten, Gesetze und Regeln vorgegeben. Die Bibel schildert ausserdem mehrfach, wie Menschen gut oder unglücklich bis schlecht politisiert haben. Sie macht deutlich, wie schwierig, anstrengend und teils risikoreich ein politisches Engagement sein kann. Was das christliche politische Engagement bislang an Wertvollem bewirkt hat, zeigt insbesondere die Geschichte der Schweiz. Wenn christliche Werte in der Gesellschaft umgesetzt werden, geht es jedem Menschen besser. Christliche Politiker sind dazu berufen, das Beste für alle zu erreichen. 

Oft hört man das vorschnelle Urteil, Politik sei schmutzig und getrieben von Eigennutz, gestrickt in Hinterzimmern und von Ränkespielen geprägt. Doch durch die Menschheitsgeschichte hindurch trifft man auch auf erfreuliche und ermutigende Beispiele. Nicht zuletzt ist Politik unverzichtbar – denn eine Gesellschaft muss sich zwangsläufig organisieren, sich auf Grundsätze einigen und für alle einen gedeihlichen Lebensraum sichern.

Wer sind die ersten Politiker und Gesetzgeber in der Bibel?

Es ist wichtig sich zu erinnern, dass die Politik und die Gesetzgebung da sind, um Ordnung in unserer Welt zu gewährleisten. Gott selbst ist der erste Politiker und Gesetzgeber in der Bibel. Er gab dem Menschen im Garten Eden Rechte, Pflichte und Gesetze 1). Man kann auch lesen, wie das erste Strafgesetz von Gott selbst gegeben wurde, um das Leben des Menschen zu schützen 2). Später kam auch Mose mit dem ganzen Gesetz über das Verhalten der Menschen gegenüber den Mitmenschen und Gott. 

Gibt es in der Bibel Beispiele mit Politikern?

Ja, es gibt gute wie schlechte Politiker. Ein besonders guter war König David. Er hat in allen Umständen das Leben mit Gott mit dem Politisieren vereinbaren können. Es hat ihn aber auch nicht verhindert, Dummheiten zu machen. Bekannt ist sein Ehebruch mit Batseba, die Frau Urias 3).  Doch selbst in diesem Fall konnte er zu seinen Fehlern stehen 4) und die Verantwortung dafür auf sich nehmen. Ein schlechter Politiker dagegen war König Ahab 5). Seine Regierungszeit war tyrannisch und Ungerechtigkeit herrschte. Er liess Nabot töten, um ihm seinen Weinberg zu stehlen 6).

Die Bibel erzählt uns von Leuten in der Politik, die in schwierigsten Situationen Gott treu geblieben sind:  Esther setzte sich als Frau des Königs von Medien und Persien ein, um das Volk Israel von der Vernichtung zu retten. Wegen eines harten Gesetzes nahm sie dafür das Risiko der eigenen Hinrichtung in Kauf. Daniel blieb in der Verwaltung des babylonischen Königreiches so treu, dass man keinerlei Schuld oder Vergehen bei ihm finden konnte. Dennoch stand er während seiner politischen Karriere grossen Schwierigkeiten gegenüber, unter anderem wegen des Neids seiner Arbeitskollegen 7). Er konnte auch nicht immer mit seinen Vorgesetzten einverstanden sein 8). Diese beiden biblischen Personen, Daniel und Esther, die in Babylon politisiert haben, haben die Ermahnung vom Prophet Jeremia gefolgt: “Suchet der Stadt Bestes” 9), auch wenn die Bedingungen nicht immer gut waren.

Jesus war selbst nicht Politiker, aber er hatte trotzdem seine politischen Ansichten 10). Er sagte ehrlich seine Meinung über die Politik und die Politiker seiner Zeit. Im hohepriesterlichen Gebet bat er den Himmlischen Vater, seine Jünger nicht aus der Welt zu nehmen aber sie von dem Bösen zu bewahren 11)

 

Was haben diese biblischen Beispiele mit der Politik von heutzutage zu tun?

König David gehört zu den grossen politischen Vorbildern in der Bibel. Seine Geschichte zeigt, dass er zwar wie alle Menschen nicht perfekt war. Aber er suchte ohne Eigennutz das Beste für sein Volk und orientierte sich insbesondere an der Torah (Bücher Mose). Weil selbst bei besten Absichten nicht alle derselben Meinung sind, ist Politisieren nicht immer einfach. Verhält sich eine Interessengruppe feindselig, kann es sogar lebensgefährlich werden. Das war der Fall bei Esther und Daniel; um das Richtige zu tun, mussten sie hohe Risiken eingehen. Alle biblischen Personen, die sich öffentlich engagierten, erlebten nebst Erfolgen auch Schmutziges. Trotzdem aber blieben sie Gottes Wort treu, und wirken noch heute als Vorbilder durch ihre zeitlosen Prinzipien. Diese haben wir einzig an unsere Epoche anzupassen und müssen allenfalls auch Mut beweisen. Durch die Geschichte hindurch hat sich gezeigt, dass für die Gesellschaft Positives entsteht, wenn biblische Prinzipien in Politik und Gesetzgebung umgesetzt werden. Ob bei Finanz-, Sozial-, und Umweltpolitik, ob zugunsten von Bildung, Gesundheit, Familien und Natur. Als Christen streben wir nach dem Wohl aller Menschen und der Schöpfung, weswegen wir uns auch politisch einbringen sollen. Auf biblischen Werten stehend, auf Gottes Reich ausgerichtet, Christus und damit der Nächstenliebe verpflichtet, ehrlich und kohärent.

Von Raoul Meyer, Vorstandsmitglied EVP Burgdorf und Umgebung

 

1) 1. Mose 2, 15-17

2) 1. Mose 9, 6

3) 2. Samuel 11

4) 2. Samuel 12

5) 1. Könige 16, 29-34

6) 1. Könige 21, 1-27

7) Daniel 6, 1-5

8) Daniel 3, 1-12

9) Jeremia 29, 7

10) Lukas 13, 32

11) Johannes 17, 15